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Viele Vollzeitbeschäftigte wollen kürzer arbeiten. Mehr freie Zeit steigert nicht das Bruttoinlandsprodukt, ist für die Menschen aber wertvoll

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[-] [email protected] 23 points 1 day ago

Die entscheidende Frage hier ist wohl: Was ist Wohlstand überhaupt? Ist es das Geld auf dem Konto? Auf wessen Konto? Zählt hier der gesamtgesellschaftliche Wohlstand, wo dann der dicke Chef die Millionen auf der Bank hat, der Rest aber seine Miete nicht mehr zahlen kann? Zählt der individuelle Wohlstand? Und kann man Wohlstand mit Geld überhaupt messen? Klar verdiene ich im Zweifelsfall mehr, wenn ich 60h oder 80h in der Woche Arbeite, aber dann mache ich absolut gar nichts mehr neben der Arbeit und es ist natürlich auch eine Form des Wohlstandes, dass ich nach Feierabend eine Runde auf's Rennrad hüpfen kann. Oder dass ich was mit der Familie machen kann. Dass die Freunde Zeit haben, nicht total zerschlägert sind vom Tag und absagen. Auch in der Work-Life-Balance spielt Arbeitszeit eine Rolle, aber eben auch andere Dinge, wie z.B. Planbarkeiten, Kinderbetreuung, Flexibilität. Das sind manchmal so Kleinigkeiten - kann ich spontan einen Tag HomeOffice machen, wenn sich die Heizungsableser ankündigen oder ist das ein riesiges Drama und muss ich einen Urlaubstag nehmen? Kann ich den lange erwarteten Facharzttermin am Dienstag um 10 Uhr wahrnehmen? Und dann noch Pendelzeiten: Wie viel pendel ich? Fährt die Bahn pünktlich? Stehe ich ewig im Stau? Werde ich als Radfahrer schon morgens auf dem Weg zur Arbeit 3x umgebracht von Autofahrern?

All das ist Wohlstand oder auch nicht. Nur stumpf mehr Arbeit zu fordern ist halt blöd.

[-] [email protected] 6 points 1 day ago

Wir brauchen ein Grundeinkommen. Das würde auch der Wirtschaft gut tun.

In den Nachrichten heißt es, die Industrie sei in den letzten Jahren abgewandert weil die Löhne hier zu hoch sind. In China sind die Löhne auch zum Teil deswegen niedriger, weil dort die Lebenshaltungskosten niedriger sind. Wenn wir hier ein Grundeinkommen einführen, dann finanziert das einen Teil der Lebenshaltungskosten und die Löhne können sinken. Das würde der Wirtschaft gut tun.

[-] [email protected] 4 points 1 day ago

Es gibt bei einem Grundeinkommen jedoch ein Problem wenn man Eigentumsverhältnisse nicht zeitgleich anpasst: Was hindert Eigentümern daran nicht einfach ihre Miete zu erhöhen weil jeder weiß das jeder mehr Geld hat?

Das wäre dann eher ein weiterer staatlicher Geldfluss an die Eigentümerklasse ähnlich wie es Wohngeld beim Arbeitslosengeld bereits ist, was auch erklärt warum die ersten neoliberalen Ideologen gar nicht so abgelehnt sind vom Grundeinkommen

[-] [email protected] 2 points 1 day ago

Natürlich muss das Grundeinkommen durch eine entsprechende Reichensteuer gegenfinanziert werden.

Ich sehe das Problem nicht. Selbst wenn die Mieten um 100€/Monat steigen, bleiben noch ein paar hundert übrig.

Abgesehen davon: Falls es wirklich zur Besitzsteigerung der Reichen führt, dann kann man sich das ja durch eine Reichensteuer zurückholen.

[-] [email protected] 1 points 5 hours ago

Es gäbe noch ein weiteres Problem: Ein Großteil von Wohnungen (vor allem in Städten) gehört großen Aktiengesellschaften (Beispiel Vonovia) welche als Zielfunktion die Akkumulation von Rendite für die (oftmals im Ausland, teilweise sogar Rentenfonds) Aktionäre
eine hohe Besteuerung dieser würde zwangsläufig dazu führen das sich alternative Methoden für Renditegewinnung emergieren würden, im Extremfall lässt man die Wohnungen einfach ohne Instandhaltung verschimmeln weil etwaige Strafzahlungen immernoch im Vergleich Geld einsparen würden

Mehr Vergesellschaftung von Wohnungen und/oder wenn die Wohnungen der lokalen Kommune/Stadt gehören würde wäre übrigens viel besser für den Mietspiegel als Regularieren mit Schlupflöchern (Beispiel Wien)

[-] [email protected] 2 points 12 hours ago

Ich sehe das Problem nicht. Selbst wenn die Mieten um 100€/Monat steigen, bleiben noch ein paar hundert übrig.

Warum sollten Mieter die Miete nur um 100€/Monat anheben, wenn noch ein paar hundert übrig bleiben?

[-] [email protected] 4 points 1 day ago

Ich kann deiner Logik leider nur so lange Folgen, bis die vorhandenen Vermögenswerte aufgebraucht sind.

Das Problem der Arbeitszeit vs. Freizeit gibt es ausschließlich bei abhängiger Beschäftigung und hat mit einem Grundeinkommen nur wenig zu tun. Jedoch mit einem Machtgefälle, dass sich in einigen Systemen über Vermögen in anderen durch politische Vernetzung ergibt.

BTW - Warst du schon in China und hast dir das System mal angesehen, erlebt?

[-] [email protected] 1 points 1 day ago

Das wird nie passieren. Da würden die Reichen lieber auf Lego terten als irgendwie ein UBI zuzulassen.

Schade, ja. Aber so ist es nunmal. Geld hat als Gegenwert Arbeit. Und die Reichen haben zu viel Geld

[-] [email protected] 8 points 1 day ago* (last edited 1 day ago)

Der Boom der Baumärkte zeigt, dass Arbeitszeit unterbezahlt wird und die Effizienz der Spezialisten nicht die Abgaben der Arbeitnehmer kompensiert, so dass vieles selber gemacht wird. Das gleiche gilt für Kinderbetreuung und Bewirtung. Das BIP steigert man durch Automatisierung und Spezialisierung mittels Arbeitsteilung. Das muss sich lohnen.

Abgesehen davon arbeiten Naturvölker vier Stunden am Tag. Das würde Frühstück machen und Arbeitsanfahrt beinhalten. Es ist also noch etwas Luft da, was Arbeitszeitreduzierung angeht.

Das Dilemma der Elite ist, dass nur wenige Menschen arbeiten müssten, wenn wir konsequent alles automatisieren würden. Dann gibt es aber niemanden, der diese Menschen zur Arbeit zwingt. Freiwillig passiert das dagegen nicht, denn sonst hätten wir das schon gemacht.

Also passiert viel sinnlose, unerfüllende Arbeit, die nicht gut bezahlt werden kann, weil sie nicht produktiv ist.

[-] [email protected] 3 points 11 hours ago

Das BIP steigert man durch Automatisierung und Spezialisierung mittels Arbeitsteilung. Das muss sich lohnen.

Der gesamte erdte Absatz mit diesem Statement ist Vollkommen richtig!

Abgesehen davon arbeiten Naturvölker vier Stunden am Tag. ... ... Es ist also noch etwas Luft da, was Arbeitszeitreduzierung angeht.

Du unterschägst hier, dass Naturvölker sich mit dem Notwendigsten zufrieden geben und einige Risiken selbst tragen (Möglicherweise auch unfreiwillig). Der von uns geforderte Mindeststandard spielt hier eine größere Rolle.

Das Dilemma der Elite ist, dass nur wenige Menschen arbeiten müssten, wenn wir konsequent alles automatisieren würden. Dann gibt es aber niemanden, der diese Menschen zur Arbeit zwingt.

Das ist Dilemma der Elite ist, dass diese wenigen die Macht über die Automatisierung und weitere Gestaltung bekommen würden und diesbezüglich keine Rolle mehr spielen.

Das Dilemma, existiert jedoch nur theoretisch in einem geschlossenen System.

Freiwillig passiert das dagegen nicht, denn sonst hätten wir das schon gemacht.

Sehr viele Startups beweist das Gegenteil. Allerdings fehlt die Freieilligkeit bei der Finanz-Elite das zu unterstützen und ihrer Verantwortung nachzukommen.

Also passiert viel sinnlose, unerfüllende Arbeit, die nicht gut bezahlt werden kann, weil sie nicht produktiv ist.

Den Schritt zur sinnlosen Arbeit erhalten man, wenn man diese im Stunden misst. Den Zusammenhang mit deinen vorhergehenden ist mir etwas zu weit.

Das Problem ist die fehlende Ausrichtung an gemeinsamen Zielen. Wir brauchen mehr Partnerschaft im Erfolg und Misserfolg. Das macht die Diskussion über mehr oder weniger Arbeitsstunden überflüssig.

[-] [email protected] 1 points 8 hours ago

Das ist Dilemma der Elite ist, dass diese wenigen die Macht über die Automatisierung und weitere Gestaltung bekommen würden und diesbezüglich keine Rolle mehr spielen.

Wenn Elite nicht hauptsächlich Ausbeutung ist, sollte ein glückliches System für alle auch von der Elite gewollt sein.

Freiwillig passiert das dagegen nicht, denn sonst hätten wir das schon gemacht.

Sehr viele Startups beweist das Gegenteil.

Leider nicht. Startups ist eine Fortführung des bestehenden Anreizsystems. Linux oder Lemmy zeigen eine andere Motivation, aber auch deren Grenzen.

Den Schritt zur sinnlosen Arbeit erhalten man, wenn man diese im Stunden misst.

Den Satz verstehe ich nicht

Das Problem ist die fehlende Ausrichtung an gemeinsamen Zielen.

Ja, das gilt aber so gut wie immer.

Wir brauchen mehr Partnerschaft im Erfolg und Misserfolg.

Es gibt Genossenschaften. Der Freiraum ist da, er wird nicht genutzt.

Das macht die Diskussion über mehr oder weniger Arbeitsstunden überflüssig.

Es wird immer die geben, die nur ein Mindestmass an Zivilisation wollen, und dann die, die maximalen Fortschritt wollen.

[-] [email protected] 8 points 1 day ago

Und wieder alle zusammen:

Wenn früh am Morgen die Werkssirene dröhnt 🎶

[-] [email protected] 6 points 1 day ago

Scheiße, als alter Sack hab ich jetzt nen Ohrwurm. Ich hatte damals die Platte.

[-] [email protected] 3 points 1 day ago

Immer wieder gerne zu Diensten! 🫡

[-] [email protected] 10 points 1 day ago

Steigert weniger freie Zeit das Bruttoinlandsprodukt?

[-] [email protected] 15 points 1 day ago* (last edited 1 day ago)

Kurzfristig würde eine Erhöhung der Arbeitszeit wahrscheinlich schon das BIP steigern, wahrscheinlich sogar bei vollem Lohnausgleich (neue Arbeitskräfte Anlernen ist teuer, und in vielen Branchen mangelt es an Fachkräften (z.T. weil keiner ausbilden will)).

Langfristig würden die Folgekosten das wahrscheinlich wieder auffressen, längere Arbeitszeiten dürften die Fälle von Berufskrankheiten signifikant erhöhen und die letzte Stunde Arbeitszeit am Tag ist in der Regel deutlich weniger produktiv als die ersten paar. Außerdem haben die Leute dann weniger Zeit für Inlandskonsum.

Und dann ist da ja noch die Frage, wie viele Leute dann einfach entlassen werden, weil man bei gleichem Umsatz dann ja weniger Arbeitskräfte braucht. Selbst in einem exportorientierten Land wie Deutschland kann man die Nachfrage ja nicht beliebig steigern.

[-] [email protected] 6 points 1 day ago* (last edited 1 day ago)

Und genau gleich kann man argumentieren, dass ne Vier-Tage-Woche langfristig auch das BIP steigern könnte 😇

Menschen hätten auch Zeit, um sich betreffend start-Ups zu bemühen.

Ein gesunder Kapitalismus braucht Mechanismen, welche gewährleistet, dass grosse Platzhirsche von neuen Kleinen angegriffen werden können.

Ansonsten leidet die Bevölkerung unter Tyrannei weniger, als wäre das Volk autokratisch geführt.

[-] [email protected] 2 points 1 day ago* (last edited 1 day ago)

Ich glaube nicht, dass die Aussage "kurzfristig steigert es das BIP, langfristig schadet es" auf die 4-Tage-Woche zutrifft, und ich habe auch nicht den Eindruck, dass du dieser Aussage zustimmen würdest!

Und ich habe auch nirgendwo behauptet, dass es eine gute Idee ist, das BIP auf Kosten der Gesundheit und Lebensqualität der Arbeitnehmer zu erhöhen, selbst wenn das funktionieren würde.

[-] [email protected] 1 points 1 day ago

Unter Umständen ja. Ist doch offensichtlich.

[-] [email protected] 5 points 1 day ago

Aber wahrscheinlich nicht würde ich denken. Überlastung und Depression sind ohnehin schon volkskrankheiten. Das kostet. Wird dann noch mehr.

Die Leute machen dann einfach mehr Kaffee Pausen. Die zusätzlichen Stunden werden in jedem Fall deutlich ineffizienter. Es gibt kaum jemanden, der in Stunde 9 und 10 des Tages noch mit voller Konzentration arbeitet. Besonders nicht an Tag 6 in Folge.

Anstatt wenige Leute mehr arbeiten zu lassen, wäre es besser mehr Leute weniger arbeiten zu lassen. Das würde langfristig zu Wirtschaftswachstum und Wohlstand führen.

Da die meisten Unternehmen aber nach kurzfristigem profit für Investoren geführt werden, ist das für solche Leute leider unattraktiv.

[-] [email protected] 3 points 22 hours ago

Ich habe hin und wieder mal einen Tag, an dem ich 10 Stunden durchziehe, weil ich super motiviert bin und der Task mich interessiert. Die Betonung liegt jedoch auf "mal", regelmäßig wäre das auf gar keinen Fall drin.

[-] [email protected] 4 points 1 day ago

Genau, ich wuerde sogar sagen dass keiner ab der 6 Stunde mehr taeglich konzentriert arbeiten kann.

[-] [email protected] 3 points 1 day ago

Lösung: Humanoida Robota!

this post was submitted on 30 May 2025
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