Am interessantesten fand ich den Abschnitt über verschiedene Zapfarten, die nur aufgrund des Bier-zu-Schaum-Verhältnisses unterschiedlich schmecken sollen. Schade, dass kaum etwas darüber gesagt wurde, was denn so revolutionär am Pilsener sein soll - was hat man früher ins Bier getan, wenn nicht (nur) Wasser, Malz, Hopfen und Hefe? Gab es vor 1842 kein/kaum gehopftes Bier (gab es ja grundsätzlich schon ab dem Jahr 800, das erste bayerische Reinheitsgebot inkl. Hopfen war von 1516)? Waren die Biere in Pilsen vor 1842 wirklich größtenteils kaum genießbar und wenn ja, was war denn das Problem? Man hat ja in Mitteleuropa seit hunderten von Jahren zu Hause Bier gebraut, das wird kaum alles ungenießbar gewesen sein.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pilsner_Bier#Geschichte:
Joseph Groll braute am 5. Oktober 1842 den ersten Sud in Pilsen, der sich aber in einigen Punkten von dem seiner Heimat unterschied: Er benutzte mit dem sehr salzarmen, weichen böhmischen Wasser und dem dortigen Saazer Hopfen andere Rohstoffe. Anstelle des zuvor gebräuchlichen dunklen Malzes verwendete Groll ein nur leicht gedarrtes, sehr helles Malz. Sein „Urquell“ genanntes Bier erhielt dadurch einen charakteristischen Geschmack und die typische goldgelbe Farbe.
[...]
Der wesentliche Unterschied eines nach Pilsner Brauart gebrauten Bieres zu anderen Vollbieren – wie etwa dem Hellen – ist, dass es stärker gehopft und somit bitterer ist.
Nichts davon klingt halt für mich "revolutionär". Gerade der Unterschied zwischen einem hopfigeren Hellem und milderen Pils (was sowieso seit Jahrzehnten der Trend ist bei den Massen-Pils) ist ziemlich klein.
Naja für mich liest sich das so, als wären die biere vorher mit dunklem malz gemacht und eher süss, ahnlich malzbier
Dunkles Malz kann gut sein, aber süß? Wenn man nicht nach dem Brauen noch Zucker o.Ä. hinzufügt, wird das normalerweise größtenteils von der Hefe gefressen. Die wollten ja keine alkoholfreien Biere brauen. Heutige Biere, die eher malz- als hopfenbetont sind aber keine Zuckerzusätze haben, würde ich nicht als "süß" bezeichnen.
Ich dachte es deswegen:
Der wesentliche Unterschied eines nach Pilsner Brauart gebrauten Bieres zu anderen Vollbieren – wie etwa dem Hellen – ist, dass es stärker gehopft und somit bitterer ist.
Nur weil etwas weniger bitter ist, ist es aber noch lange nicht "süß, ähnlich wie Malzbier". Bier, das nicht nachgesüßt wurde, enthält heutzutage sehr wenig bis keinen Zucker, das gilt für Weizenbier genauso wie für Pils. Weizenbier wird auch kaum gehopft, schmeckt aber nicht einmal ansatzweise ähnlich wie Malzbier, nicht einmal dunkles Weizen.
Es gibt Biere (auch solche die als Pils verkauft werden) die sehr malzig (wie Malzbier) schmecken, ohne dabei süß zu sein. Die können auch herb sein, aber das malzige ist dann schon recht dominant. Und es gibt Pils, wie zum Beispiel Pilsener Urquell oder auch Jever, die wenig malzig und eher noch herber sind.
Und ja, wie du oben schreibst, der Trend geht aktuell sehr zu milden Bieren. Deswegen gibt es jetzt auch überall Helles und sämtliche Brauereien nehmen das in ihr Sortiment auf. Mein Geschmack ist das eher nicht. Ich trink auch mal ein Helles. Aber so ein gut gehopftes nicht schwer malzig schmeckendes Pils ist mir meist lieber.
sehr malzig (wie Malzbier) schmecken, ohne dabei süß zu sein.
Malzbier schmeckt aber nicht nur "malzig", sondern es ist vor allem extrem süß (wir reden hier von rund 10g Zucker auf 100ml, Limonade hat oft weniger Zucker), und normalerweise schmeckt es absolut 0 nach Hopfen (idR enthält es überhaupt kein Hopfen), im Gegensatz zu jedem noch so malzigen und schwach gehopftem Pils oder Hellem. Die Aussage, dass etwas wie Malzbier schmecken soll, ohne süß zu sein, ist für mich komplett absurd und lässt mich darüber wundern wann die Kommentierenden hier das letzte Mal ein Malzbier getrunken haben.
Man hätte auch einfach sagen können, dass ein Bier "malzig" oder "malzbetont" schmeckt, die Referenz auf Malzbier hat mMn 0 Erklärungswert.
Ich habe nie davon gesprochen, dass diese Biere nach Malzbier schmecken, sondern explizit von malzig. Abgesehen davon entstehen, je nach temperierung, beim Maischen auch durchaus unvergährbare Zucker, die dem Bier am Ende eine gewisse Süße geben können.
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