Die vor allem jungen Neonazis trafen sich am U-Bahnhof Schillingstraße. Mehr als 50 kamen, trotz überregionaler Mobilisierung aus dem Umfeld von „Deutsche Jugend Voran“ und „Gersche Jugend“, nicht zusammen.
Die Aufmarsch-Route der Neonazis wurde zudem drastisch eingekürzt. Etwa einen Kilometer bis zum S-Bahnhof Alexanderplatz marschierte die kleine Gruppe unter Rufen wie „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen“ oder „Ob Ost, ob West, nieder mit der roten Pest“.
Dann war vor der Kulisse einer Baustelle am Alexanderplatz Schluss. Dort stand die Gruppe noch eine Weile unentschlossen und mit sich selbst beschäftigt, bevor sie gemeinsam gegen 16:15 Uhr unter Polizeibegleitung mit der S-Bahn abreiste.
Der Gegenprotest war breit aufgestellt und mehrere hundert Personen stark. Bereits am Startpunkt der Aufmarsches waren alle Gehwege mit klaren Statements gegen die Neonazis verschönert worden.
Entlang der gekürzten Aufmarschroute waren zudem die ganze Zeit über „Nazis raus“-Rufe zu hören. Unter anderem einzelne und in Gruppen stehende Passantinnen und vorbeifahrende Radfahrerinnen ließen die kleine Gruppe Neonazis ununterbrochen wissen, was sie von ihnen hielten.
Der erste große Protest empfing den Aufmarsch an der Ecke Memhardstraße/Karl-Liebknecht-Straße. Dorthin war die Gegendemonstration gelaufen, die sich um 12:30 Uhr am Rosa-Luxemburg-Platz getroffen hatte.
Die meisten der dort und an der Brunnenstraße versammelten Gegendemonstrierenden kamen dann aber an den Alexanderplatz, wo sie wenige Meter vom Neonazi-Grüppchen entfernt für eine Stunde klar Stellung bezogen, bevor die Neonazis in die S-Bahn stiegen.
Die sehr geringe Anzahl an Teilnehmenden, der auf einen Kilometer eingekürzte Aufmarsch, die schnelle Abreise – all das war sicherlich kein Erfolg für die jungen aktionsorientierten Neonazis.
Der große Gegenprotest und die deutlichen Stimmen entlang der Aufmarschroute in Mitte, aber auch die starke Kundgebung in Lichterfelde-Ost gegen den Auftritt eines rechtsextremen Aktivisten aus Österreich, standen für einen erfolgreichen Sonntag in einem Berlin gegen Nazis.