Meine Güte, diese Ente habe ich aber komplett gegessen. Das ist die normalste Überschrift der Welt - wenn der Kontext fehlt.
Das Du da nicht einfach nur die Überschrift überflogen hast – ich gestehe, mein Blick ist nicht an der Überschrift, sondern an der Dissonanz zwischen Überschrift und Quelle hängen geblieben. Von der Attacke in Hamburg habe ich erst hierdurch erfahren.
Es tut mir leid - ich muss mir an der Stelle etwas Luft verschaffen.
Zuvor: ich weiß, was Messerverletzungen anrichten, physisch wie psychisch, und will dieses Leid in keiner Weise relativieren oder kleinreden. Und es stört mich, dass in solchen Situationen nie jemand nach dem Leid der erkrankten Täterin fragt. Welcher wahnhafter Druck und Leid muss da sein, dass jemand zu so einer Tat getrieben wird? Jeder Politiker und jeder Bürger unseres Landes empört sich über die böse psychisch Kranke und ist froh, dass sie weggesperrt wird, ohne sich bewusst zu sein, dass eine Psychose jeden von uns treffen kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Empörten eines Tages in der Forensik hocken, und ihnen mit Nachlassen des Wahns bewusst wird, was sie angerichtet hat, ist deutlich über Null. Dass man eines Tags nicht in der Forensik hockt, sondern sich angsterfüllt in sein Zimmer verkriecht oder panisch ohne Sinn und Verstand durch die Gegend rennt ist mehrere Größenordnungen höher.
Und was ist die übliche Reaktion auf solche unterbehandelten Psychosen? Wir müssen uns vor diesen Gefahren schützen! Wir müssen die Psychiatrien ausbauen! Wir müssen die vorhandenen Konzepte für eine gute Psychosenbehandlung umsetzen! Wir brauchen ein tragendes und funktionierendes sozialmedizinisches Konzept zur langfristigen Sicherung der Behandlung von Psychosen! Richtig? RICHTIG???
Nein - dann wird immer nach einem Register von psychisch Kranken gerufen. Wie so ein Register auch nur einem einzigen Menschen helfen soll, wie so ein Reigister auch nur ein wahnbedingtes Gewaltereignis verhindern soll, ist mir unerklärlich. Was so ein Register bewirken wird, ist, dass psychische Erkrankungen noch mehr stigmatisiert werden, Menschen damit noch mehr unterbehandelt sind, und es mehr wahnbedingte Gewalt gibt. Und Menschen mit psychischen Erkrankung haben jeden Grund, sich aus der Elektronischen Patientenakte abzumelden, was einen Teufelskreis auslöst, weil sie dann aus den daraus gewonnen Gesundheitsdaten unterrepresentiert sind und damit unsere gesundheitspolitischen Entscheidungen auf falschen Daten beruhen werden.
🪻🐀🤮
Aber wo ein Register helfen wird, ist eines Tages die ganzen psychisch Kranken (und in der dann erweiterten Definition, die politisch Kranken) einzusammeln und in Lagern zu konzentrieren. Da kann man dann auch bspw. ihre Fortpflanzung unterbinden, oder ihnen mit körperlicher Arbeit besser helfen.
Die Lehre aus dieser Geschichte ist doch:
Der schnellste Weg zu psychiatrischer Hilfe in Deutschland ist ein Amoklauf.
Keine Warteliste, keine Anträge, keine Gutachten notwendig.
Das ist ganz unironisch fast richtig. 30-120 min, nachdem Du einen Polizisten davon überzeugt hast, dass Du aus psychischen Gründen fremdgefährdend bist, wirst Du in einer Psychiatrie aufgenommen. Umbringen musst Du nur jemanden, wenn Du sicherstellen willst, dass Du für den Rest Deines Lebens garantiert mit allem Lebensnotwendigen versorgt wirst. Einziges Problem - wenn Du das planen kannst, wirst Du nicht in der Forensik, sondern im Knast landen, und da klappt es mit der lebenslangen Versorgung in der Regel nicht so sicher.
Als schnellen Kontext eine deutsche Frau hat um sich gestochen und wurde von einem Syrer und Tschetschenen aufgehalten.
Das ist auf einem ganz anderen Level an wiederlichkeit.
Und das Problem ist wieder - wo beginnt und wo endet Satire? Der erste Kommentar, der mit dem Gutschein, wirkt auf mich noch eher so, als ob er sich über die Politik, Asylbewerbern Gutscheine statt Geld zukommen zu lassen, lustig macht. Könnte aber auch sein, dass er es ernst meint, und sich dabei noch großzügig vorkommt.
Die gute Fr. Kaiser könnte diese Ironie vielleicht versuchen auf die Spitze zu treiben, wobei sie für mich dabei schon sehr auf der Kippe zum schlechten Geschmack stünde, eher schon jenseits davon im freien Fall Richtung Fettfass wäre.
Mit den liebevoll-begeisterten Smileys und der sich mir aufdrängenden Unterstellung, dass ihre AfD-blaue Weste mit dem ordentlichen weißen Blusenspitzkragen eine politische Aussage ist, nehme ich allerdings irgendwo in mir so etwas wie Ekel mit einer guten Prise Hass war.
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