this post was submitted on 08 Apr 2024
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Die deutsche Regierung pocht auf konsequentes Vorgehen gegen den chinesischen Online-Marktplatz Temu wegen des Vorwurfs manipulativer Kaufanreize. "Spiele, Glücksräder, Rabatt-Countdowns et cetera suggerieren unglaubliche Rabatte und Schnäppchen", sagte Verbraucherschutz-Staatssekretärin Christiane Rohleder der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Was meint ihr, sind solche chinesischen Shoppingportale bedenklich oder praktisch? Bzw. was sollte geändert werden?

all 42 comments
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[–] [email protected] 30 points 7 months ago (4 children)

Was mich so nervt: Jeder lokale Onlineshop zahlt 3-10€ Porto für die Sendungen. Aber ein chinesischer Onlineshop kann ein einzelnes Kabel um die ganze Welt schicken und dabei für 0,95€ mit gratis Versand anbieten.

[–] [email protected] 26 points 7 months ago (4 children)

Ja. Und die zahlen auch noch keinen Zoll oder Umsatzsteuer. Dazu wird Null Komma Null auf Sicherheit (CE) und Gesundheit (Färbemittel, Weichmacher) geachtet. Das ist eigentlich verboten.

Aber der Scheiss kommt in solchen Massen, dass der Zoll dem einfach nicht mehr Herr wird. Sollte man verbieten. Halten sich nicht an Gesetze.

[–] [email protected] 7 points 7 months ago

Und auch deshalb ist das so billig. Die unterlaufen jede Regulierung und produzieren natürlich auch noch ökologische Folgekosten in großem Ausmaß.

[–] [email protected] 4 points 7 months ago (1 children)

Ich meine dass das so ist weil im Fall von Temu, Wish, AliExpress etc der Endkunde auch gleichzeitig Importeur ist. Dementsprechend wäre der Kunde selbst zuständig für die Einhaltung von Sicherheitsstandards, macht aber halt niemand. Als importeur haftet der Kunde übrigens auch für Schäden die durch unsichere Produkte entstehen.

Wegen Zoll: Man darf kleine Pakete im Wert von bis zu 150 Euro zollfrei verschicken und empfangen. Weil es keinen Zwischenhändler gibt, und die Kunden quasi nie über 150 Euro ausgeben, muss Temu keinen Zoll zahlen.

[–] [email protected] 5 points 7 months ago

Das ist scheinbar ein wenig komplizierter, denn du bist nur Importeur, wenn du das im Ausland erworbene Produkt gewerblich weiterverwertest und „in den Markt“ bringst. Das kann auch schon ein Ausleihen beim Nachbarn sein. Ob ein Eigengebrauch als gewerbliche Verwendung gewertet werden kann, da gibt es noch keine Grundsatzurteile zu. Wer haftet also wenn dein Haus brennt, weil dein Temu Akkusauger über Nacht beim Laden verglüht. Also nix gewerblich und Markt.

https://www.mdr.de/ratgeber/lifestyle/temu-onlineshop-china-billigware-erfahrung-166~amp.html

[–] [email protected] 2 points 7 months ago* (last edited 7 months ago)

Dazu wird Null Komma Null auf Sicherheit (CE) und Gesundheit (Färbemittel, Weichmacher) geachtet.

Es wäre tatsächlich toll, wenn man dieser Situation noch entkommen könnte. Bei Amazon bestelle ich, wenn überhaupt, nur noch Marktplatz-Artikel von Händler:innen, die ich seit eh und je kenne (okluge & Co.). Selbst Stiftung Warentest meldet ja immer wieder, dass bei deren Testkäufen über Amazon erst einmal großzügig Fälschungen aussortiert werden müssen. Amazon sortiert nicht einmal Schrottware mit Brandgefahr unter dem eigenen Namen "AmazonBasics" aus.

Ladegeräte habe ich mir zuletzt von der Lidl-Eigenmarke "Tronic" bestellt, als ich ein wenig Smart Home-Gedöns brauchte. Die liefern zumindest die versprochene Ladeleistung ohne zu erhitzen zu nem sehr fairen Kurs und ich muss mir nicht ganz so sehr nen Kopf hinsichtlich Explosionsgefahr durch Plagiate machen.

Stecker, Kabel, etc. kommen bei lets-sell auf die Einkaufsliste und werden 1-2x im Jahr gesammelt bestellt. Der Aufpreis gegenüber der Bestellung aus Fernost ist schon sehr überschaubar.

Aber versandtechnisch auch hier der Wahnsinn: 5 Teile bei Lidl selbst bestellt - und es kommen 3 Pakete aus verschiedenen Standorten.

[–] [email protected] -4 points 7 months ago

Aber diese Regelungen beruhen doch sicher auf Gegenseitigkeit.

[–] [email protected] 9 points 7 months ago (1 children)

Man muss dazu aber auch sagen, dass viele "deutsche" Onlineshops auch 1:1 die gleiche Billigware hier verkaufen, nur mit +300% Marge.

[–] [email protected] 8 points 7 months ago (1 children)

Stimmt eh, dass das Kabel bei uns 6,95 € kostet ist schon mal nicht witzig, dass dann noch 8€ Versandpauschale dazukommen, macht das endgültig uninteressant.

[–] [email protected] 5 points 7 months ago

Ist aber nicht nur China. Auch bei in Deutschland agierenden Firmen isses ähnlich. Meine Tante arbeitet in einem kleinen, privat geführtem Bücher und Comic Versandhandel und sie sagt das Porto is einfach absurd teuer. Während ein Amazon Gratisversand mit Lieferung am nächsten Tag anbieten kann, müssen die dem Kunden irgendwas um die 4-5€ für den Versand berechnen und das ohne 24h Lieferung. Für Bücher. Dafür müssen sie halt dann andere Herausstellungsmerkmale anbieten (z.B. Lieferung von Büchern und Heften in Mint-Qualität für Sammler oder Rückwirkende Abos für ältere Serien).

[–] [email protected] 1 points 7 months ago (1 children)

Weil sie halt mehr als das eine Päckchen schicken, sondern sehr viele gleichzeitig. Deswegen gehen die kleinen Preise und die aggressive Werbung...Container muss ja vollgemacht werden, bzw kann der Kleinscheiss noch locker mit den Möbeln etc. mit. (Auch ein Trend, Ikea kriegt grad kräftig Konkurrenz bei relativ simplen Regalen...)

[–] [email protected] 4 points 7 months ago (1 children)

Ab Europa ist es aber kein voller Container mehr, sondern eine Lawine voller Einzelsendungen. Und die werden in Europa von den Postdienstleistern mit Verlust transportiert:

Der Weltpostverein (kurz WPV oder englisch UPU) wurde 1874 gegründet und soll Rahmenbedingungen für den grenzüberschreitenden Postverkehr schaffen. China ist seit 1914 Mitglied. Im Weltpostverein wird China noch immer als Entwicklungsland gesehen und somit subventioniert. Das bedeutet: Chinesische Unternehmen und auch Privatpersonen zahlen einen sehr geringen Kostenbeitrag für die Beförderung ihrer Sendungen zu Destinationen außerhalb Chinas. Dieser Kostenbeitrag deckt nicht die Vollkosten, welche bei der Beförderung innerhalb der Zielländer anfällt. Geregelt ist das im Weltpostvertrag von 1874 und seinen Erweiterungen. Solange also China seine Stellung als Entwicklungsland im WPV beibehält, wird der internationale E-Commerce massivst verzerrt.

Quelle

[–] [email protected] -4 points 7 months ago (1 children)

Aber diese Regelungen beruhen doch sicher auf Gegenseitigkeit.

[–] [email protected] 2 points 7 months ago (1 children)

Der Weltpostverein legt die Tarife für internationale Sendungen fest.

[–] [email protected] 2 points 6 months ago

Gerade nachgelesen, der Weltpostverein legt fest, was die einzelnen Länder an andere Länder für den Weitertransport zu zahlen haben. Das ist aber nach Ländergruppen gestaffelt. Arme Länder zahlen weniger. China zahlt weniger.

[–] [email protected] 13 points 7 months ago (1 children)

https://www.youtube.com/watch?v=S5dxdj-jmyA

Ich glaube hiermit wurde bereits alles gesagt. Wer bei Temu bestellt, setzt sich selbst in die Rolle des Importeurs und ist somit für Folgeschäden haftbar. Ergo: Temu = Schmutz

[–] [email protected] -2 points 7 months ago (1 children)

Dein Ergo verstehe ich überhaupt nicht. Vielleicht sollte Temu einfach von Leuten genutzt werden, die Importieren wollen

Oder andersrum: Inwiefern ist denn Amazon weniger Schmutz?

[–] [email protected] 8 points 7 months ago (2 children)

Wenn ich ein defektes Produkt bei Amazon bestelle und da brennt in der Folge ein Mehrfamilienhaus ab, dann ist Amazon haftbar. Wenn das Mehrfamilienhaus mit Temu Schrott abbrennt, dann ist man selbst als Importeur verantwortlich.

Natürlich ist Amazon auch Schmutz, Temu ist halt.mehr Schmutz.

[–] [email protected] 1 points 7 months ago

Good luck beim einklagen. Mirs nie klar in welcher eingebildeten Sicherheit sich manche Bewegen.

[–] [email protected] -1 points 7 months ago (2 children)

Ja ja, ich hab das schon verstanden.

Ich selbst habe mal etwas bei Amazon USA gekauft, was es in EU nicht gab und musste dann auch zum Zoll und bezahlen. Ich schätze, da war ich auch Importeur.

Das hängt halt letzten Endes davon ab, von wem du kaufst bzw. wo dessen Firmensitz ist. Aber ich glaube wenn ich einen 1-€-Shop hätte, ich wäre froh um so eine Einkaufsquelle.

Bestimmt gibts Betrüger auf der Plattform. Allerdings steckt Temu sicher nicht Milliarden in das Unternehmen, um am Ende als Marktplatz der Betrüger unterzugehen.

Wenn es also jetzt nur über den Preis versucht, einen Keil in Amazons Monopol zu treiben, dann kann das nur ein erster Schritt sein. Wenn sie sich dabei nicht an EU-Regeln halten, dann muss man sie dazu zwingen.

Grundsätzlich fände ich es aber gut, wenn ein Konkurrent heranwachsen würde, der Amazons Monopol bricht.

Und es ist mir scheißegal, wenn der Konkurrent ein Chinese ist. Wenn schließlich auch deutsche Anbieter einen Marktplatz finden, der fairer mit ihnen umgeht als Amazon wäre das in meinen Augen ein Happy End.

[–] [email protected] 1 points 7 months ago

Was ist aus dem direkten Vorgänger Wish geworden?

[–] [email protected] 1 points 7 months ago (1 children)

Allerdings steckt Temu sicher nicht Milliarden in das Unternehmen, um am Ende als Marktplatz der Betrüger unterzugehen.

In den letzten 15 Jahren mal bei Amazon umgesehen?

[–] [email protected] 1 points 6 months ago (1 children)

Die Frage scheint irgendwas zu implizieren, ich verstehe nur nicht was

[–] [email protected] 1 points 6 months ago

Amazon investiert sicherlich ein vielfaches von dem, was Temu rauspumpt - und dürfte der weltgrößte Vertrieb für Fälschungen sein.

[–] [email protected] 3 points 7 months ago
[–] [email protected] 2 points 7 months ago (3 children)

Mir ist die Temu-Schelte einfach zu emotional und zu deutlich gegen China gerichtet statt gegen Temu.

Manipulative Kaufanreize ist ein anderer Ausdruck für Werbung, oder?

Ich denke jeder, der gegen Amazon antritt und einen Fuß in die Tür kriegen will, der muss erstmal klotzen. Wir sollten uns eher bemühen, das Monster zu zähmen und uns freuen, wenn Amazon einen Konkurrenten bekommt.

Wünschenswert wäre, wenn es auch noch einen europäischen Konkurrenten gäbe, der international mitmischen könnte. Wie wäre es mit einem öffentlich rechtlichen EU-geförderten Internetmarktplatz. Aber wir sind eben die braven Büttel Amerikas. Und Amerika ist der brave Büttel seiner Milliardäre.

Ich baue darauf, dass die soziale Verantwortung westlicher Kapitalisten wächst, je stärker ihre Konkurrenz wird. Die Bereitschaft, die arbeitende Bevölkerung am Produktivitätszuwachs signifikant zu beteiligen, war auch zu Sowjetzeiten schon mal erheblich höher.

[–] [email protected] 9 points 7 months ago (1 children)

Ist ja nicht nur Temu. Es gibt ja auch z.B. ein Urteil gegen Booking com wegen manipulativem Design der Website. Ist jetzt aber auch das einzige Beispiel, das mir einfällt

[–] [email protected] 0 points 7 months ago (1 children)

Also wenn Temu illegalen Scheiß macht, dann sollen sie die vor Gericht bringen.

Dazu braucht es in der Regel keine rassistisch oder nationalistisch aufgeladenen Ausbrüche der Regierung. Dafür braucht es nur aufmerksame Verbraucherschützer.

Hat sich die Regierung bei booking.com auch eingeschaltet? Ich hab davon gar nichts mitgekriegt.

Mir geht nur das undifferenzierte Chinabashing gegen den Strich, dass immer so tut, als wäre deutsche oder westliche Wirtschaftspolitik irgendwie grundsätzlich anders. Also besser. Womöglich freiheitlicher.

[–] [email protected] 2 points 7 months ago (1 children)

Dafür braucht es nur aufmerksame Verbraucherschützer.

Und was sollen die machen, wenn sie die offensichtlichen Verstöße feststellen? Die Staatsanwaltschaft in Shanghai anrufen?

[–] [email protected] 2 points 6 months ago

Temu ist in Irland registriert, hab ich gerade gelesen.

[–] [email protected] 9 points 7 months ago (1 children)

Manipulative Kaufanreize ist allerdings nicht nur Werbung. Falsche Rabatte mit Timer zählen da z.B. eher dazu. („2,99€ statt 299€, wenn du innerhalb von 5 Minuten bestellst“ und wenn der Timer auf 0 geht, geht er wieder hoch auf 5 Minuten und der Preis bleibt 2,99€)

[–] [email protected] -5 points 7 months ago* (last edited 7 months ago) (1 children)

Also geht es dabei um Werbung, die noch raffinierter und unfairer die menschlichen Schwächen ausnutzt, als es die hierzulande übliche Werbung eh schon tut. (Wobei mir dein Beispiel gar nicht soo raffiniert erscheint.)

Wenn das also schlimm ist, bringt sie vor Gericht.

Wenn es nicht illegal ist und trotzdem schlimm, dann verbietet es und bringt sie dann vor Gericht. Aber hört auf mit solchen Beispielen die Gelbe Gefahr an die Wand zu malen.

Vielleicht ist es es dann aber gar nicht so schlimm und westliche Firmen machen das nur nicht, weil es so leicht durchschaubar ist und billig wirkt und sie sich damit ihren Ruf ruinieren.

Aber ich finde grundsätzlich, dass man Werbung stärker kontrollieren und regulieren sollte.

Zum Beispiel wäre mein Vorschlag, dass Werbetexte von einer unabhängigen Kommission begutachtet werden sollten, ob sie wirklich das sagen, was ein unaufmerksamer Zuhörer oder -schauer oder Leser darunter versteht.

Zum Beispiel "Wissenschaftler haben in einer Studie festgestellt, dass Aktivia die Darmflora verbessern kann." bedeutet tatsächlich, dass die Studie keinen Hinweis darauf geliefert hat, dass Aktivia das auch wirklich tut.

Sowas sollte verboten sein.

[–] [email protected] 7 points 7 months ago

Mein Beispiel mit dem absurd hohen Rabatt ist nur ein etwas übertriebenes Beispiel realer Taktiken, die von sehr vielen Onlineshops benutzt werden. Man nennt das übrigens "Dark Pattern". Auf diese wird erst seit relativ kurzem Aufmerksamkeit gelenkt und sie sind – zumindest partiell – verboten. Es wurde auch schon, z.B. gegen Amazon geklagt.

Das hier richtet sich also nicht ausschließlich gegen China. Es geht nicht um „Gelbe Gefahr“ sondern um ein verbreitetes Problem im Internet, bei denen die China-Import-Shops mit negativem Vorbild voranschreiten.

[–] [email protected] 1 points 7 months ago

Ich baue darauf, dass die soziale Verantwortung westlicher Kapitalisten wächst, je stärker ihre Konkurrenz wird.

Ich mutmaße, du bist verloren.