Das "One Standard German Axiom" (OSGA) ist ein Konzept über die langjährige Skepsis und Ablehnung, dass es mehrere Standardvarietäten des Deutschen gibt, sondern nur eine dominierende Standardvarietät, das BRD-Deutsch.
Der Begriff der „plurizentrischen Sprache“ wird seit den 1960er Jahren in der Soziolinguistik verwendet. Es gibt heute viele Sprachen mit mehreren Standardformen, wie zum Beispiel Englisch (Britisches und Amerikanisches Englisch), Portugiesisch (Brasilianisches Portugiesisch) und Niederländisch (Belgisches Niederländisch). Auch beim Deutschen gibt es mehrere Standardvarianten, die oft miteinander verglichen werden.
Obwohl das Modell der plurizentrischen Sprache für das Deutsche bereits seit den 1990er Jahren weitgehend akzeptiert wird, hat die Forschung in der deutschen Soziolinguistik den Begriff weiterentwickelt und unterschieden zwischen "Plurizentrizität" (mit den nationalen Varianten wie Österreichisches Deutsch, Schweizer Hochdeutsch usw.) und "Pluriarealität" (mit möglichen Zentren, die auch über nationale Grenzen hinweg existieren).
Dollinger kritisiert die Vorstellung der "Pluriarealität", weil er meint, dass sie eine einzige Standardvarietät des Deutschen unterstützt und die Existenz eines eigenen österreichischen Standarddeutschen ablehnt. Damit werde die nationale Souveränität Österreichs infrage gestellt. Für Dollinger verletzt die Idee der Pluriarealität das „uniformitarianische Prinzip“, das in der Linguistik besagt, dass Sprachen in ähnlichen gesellschaftlichen und historischen Kontexten ähnliche Strukturen entwickeln.
Dollinger ist der Ansicht, dass der Begriff der „Plurizentrizität“ als Modell für das Deutsche besser geeignet ist. Er fordert, dass die verschiedenen Standardformen des Deutschen (Österreichisches, Schweizer und Standarddeutsch aus Deutschland) anerkannt werden. In seinen Arbeiten stellt er die Ansicht auf, dass sich das Deutsche nicht nur als eine einheitliche Sprache, sondern als mehrere gleichwertige Varianten entwickeln sollte.
Zusammengefasst kritisiert Dollinger die Idee, dass das Deutsche heutzutage nur eine Standardform haben sollte, die alle nationalen Varianten negiert. Er spricht dabei vom „One Standard German Axiom“, also der Vorstellung, dass es nur eine einzige Standardvariante gibt.
Wichtige Begriffe:
Plurizentrizität: Eine Sprache hat mehrere Standardformen in verschiedenen Ländern.
Pluriarealität: Eine Theorie, dass es viele Varianten einer Sprache gibt, die nicht unbedingt an nationalen Grenzen gebunden sind.
OSGA: Dollingers Begriff für die Haltung, dass es nur eine Standardvarietät des Deutschen geben sollte.
Dollinger betont, dass die pluri-areale Sichtweise die Geschichte und die Entwicklung der deutschen Sprache in den verschiedenen Ländern ignoriert und nicht mit den wissenschaftlichen Anforderungen übereinstimmt.
Ich fürchte, die Anzahl der nicht-deutschen deutschsprachigen Linguisten auf Lemmy liegt bei etwa 1.
Aber zeigt nicht alleine die Nichtexistenz des ß im schweizer Hochdeutsch, dass es eben nicht nur eine Standardform gibt? Oder spielt Rechtschreibung hier keine Rolle?